Kikos Familie stammt aus Algodonales, einem Dorf in der Provinz Cádiz. Jedes Jahr fahren wir dorthin, wenn die historische Nachstellung des 2. Mai 1810 („Recreación Histórica Algodonales 2 de Mayo“) stattfindet. An diesem Tag lehnten sich nämlich die Dorfbewohner gegen die Soldaten der Truppen Napoleons auf.

Aber was machten die napoleonischen Truppen eigentlich dort ? Warum bot ihnen dieses Dorf die Stirn ? Wann und Wie ?

Um diese Fragen beantworten zu können, müssen wir zunächst einmal die Hauptfiguren kennenlernen und von Beginn an erzählen.

Zunächst einmal ein wenig Geschichte:

Zwischen 1808 und 1814 befand sich Spanien inmitten des Spanischen Unabhängigkeitskrieges, einer bewaffneten Auseinandersetzung die das gesamte Land erschütterte und bei der die Spanier dem Ersten Französischen Kaiserreich gegenüberstanden.

Napoleón Bonaparte, französischer Kaiser, der nach einem großen Kaiserreich strebte, indem er die Prinzipien der Revolution von 1789 auf europäische Gebiete ausdehnte und somit einen großen Krieg gegen die Königreiche in Europa begann. Seine Eroberungssucht schloss auch England ein, das zur damaligen Zeit die Industrierevolution durchmachte und dessen Kaufleute die spanischen Kolonien in Amerika erstrebten. Da Spanien nach der Unterzeichnung des Basler Friedens am 22. Juli 1795 nun zum Verbündeten Frankreichs geworden war, erhält Napoleon die Genehmigung, um mit seinen Truppen durch spanisches Territorium gegen Portugal zu marschieren. Portugal war der einzige Rückhalt, den England in Europa hatte und durch seine Einnahme, würden die Briten komplett abgeschottet werden.

Spanien befand sich damals in einem politisch sehr konvulsiven Moment. Es gab Konflikte innerhalb der Königsfamilie, die Regierung teilte sich auf in Anhänger des Karls IV von Spanien und in die seines Sohnes, Ferdinand. Der Adel, die Kirche und das Heer u.a. waren Gegner des Staatsministers Manuel de Godoy, weil dieser zu viel Macht besaß. Er war es schließlich, der Frankreich den Durchzug durch Spanien gewährte. Nachdem Napoleon aber mit dem Durchmarsch begann und es sich herausstellte, dass er die Absicht hatte, Spanien zu besetzen und es nach und nach zu erobern, wurde Godoy zum Volksverräter erklärt. Ferdinand organisiert eine Rebellion gegen ihn. Im März 1808 findet ein Aufstand in Aranjuez statt („Motín de Aranjuez“), bei dem Godoy gestürzt wurde. Karl IV dankte ab und sein Sohn übernahm den Thron und herrschte nun als Ferdinand VII.

Die Regierungszeit von Ferdinand VII war nur kurz. Am 2. Mai 1808 rief Napoleon Vater und Sohn in Bayonne zusammen, wo er sie zur Übertragung der Herrschaftsrechte über Spanien auf seinen Bruder, Joseph I Bonaparte, (auch bekannt als „Pepe Botella“ = Pepe, die Flasche) zwang.

Das Unbehagen der spanischen Bevölkerung war unkontrollierbar. Es entstand ein gemeinsames Nationalgefühl und tausende schlossen sich gegen die französischen Eindringlinge zusammen. Algodonales, ein kleiner Ort in den Bergen der Provinz Cádiz, folge dem Beispiel dieser mutigen Spanier und trat den einmarschierenden Truppen entgegen.

3 Tage lang verwandelt sich der zentrale Dorfplatz (=Plaza) in einen Ort im Spanien des Jahres 1810. Die „Algodonaleños“ kleiden sich der Zeit entsprechend an und spielen freiwillig in den Theatern und Aufführungen mit. Außerdem nehmen Vereine für historische Nachstellungen aus unterschiedlichen Regionen und Ländern teil und die Bars im Zentrum transformieren sich. Es werden Tavernen und Verkaufsstände aufgebaut, alles um den Besucher in die Zeit der Spannung, Angst und des Heldentums zu befördern. Jene Zeit als das Dorf von den Truppen Napoleons heimgesucht wurde und die Bewohner sich entschlossen, Widerstand zu leisten.

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22. April 1810

I. Der Angriff auf Montellano

Mit ca. 1300 Mann greift Oberst Bonnemain die Ortschaft Montellano (in der Provinz Sevilla) an, wo der Bürgermeister, José Romero Álvarez, und seine Familie, zusammen mit weiteren Anwohnern, von seinem Haus und vom Kirchturm aus, die Abwehr organisieren.

II. Die Nachricht erreicht Algodonales

Ein Reiter bringt ein amtliches Schreiben des Kommandanten von Puerto Serrano nach Algodonales: „Montellano wurde von den Franzosen überfallen und brennt lichterloh. Lasst uns unserer Schwesterstadt zur Hilfe eilen !“.

13 Reiter unter der Leitung von Gaspar Tardío und 60 Personen zu Fuß, angeführt von Francisco Salcedo, marschieren auf Montellano zu, um den Einwohnern dort zu helfen.

III. Kämpfe in Montellano

Die Franzosen entschließen sich, das Haus von José Romero mit Kanonen zu beschießen, müssen sich aber zurückziehen, da in der Zwischenzeit die Verbündeten aus Algodonales und Puerto Serrano eingetroffen sind. Sie zünden vorher aber große Teile des Ortes an.

Gaspar Tardío überredet Romero und seine Familie zur Flucht nach Algodonales. Dort werden sie von der Familie Martel aufgenommen.

1. Mai 1810
2. Mai 1810

V. Die Wut des Marasins

Romero, der sich immer noch im Haus von Martel befindet, betreibt weiterhin Widerstand gegen die Truppen von Marasins. Diese zünden das Haus an, Romero stirbt.

Die Wut von Marasins Soldaten kennt keine Grenzen mehr. 237 Einwohner sterben, unter ihnen viele Frauen, Kinder, und Greise. Große Teile des Dorfes werden zerstört. Die Felder, wo sich viele Zivilisten versteckt hatten, niedergebrannt. Man zählt etwa 76 niedergebrannte Häuser.

Der Angriff dauert 36 Stunden.

VI. Das Eingreifen von Joaquín Uriarte

Am Abend des 2. Mai 1810 kommt Joaquín Uriarte, Regionalkommissar in Ronda, nach Algodonales um zu versuchen, Maransin zu besänftigen und die Frauen, die von den Franzosen gefangen genommen worden waren zu retten und zu verhindern, dass diese vergewaltigt werden. Außerdem will er die Gefangenen Einwohner befreien, die in Ronda hingerichtet werden sollen.

Um dies zu erreichen, muss er 200.000 Reales bezahlen und eine Strafe auf sich nehmen.

1817

Verantsaltungsorg: Algodonales (Cádiz)
Datum: 29. und 30. April und 1. Mai 2016

Weitere Informationen (auf spanisch) mit vielen Bildern und Videos: www.dosdemayo.org

Mit Sicherheit denkt jetzt der Eine oder der Andere: „Diese historische Nachstellung macht aber einen tollen Eindruck !“. Das können wir nur bestätigen. Wie bereits erwähnt, sind wir jedes Jahr dabei und es gibt jedes Jahr etwas Neues. Man trifft andere Leute, es gibt andere Verkaufsstände, andere Theateraufführungen, etc. Kommt nach Algodonales, genießt dieses einmalige Fest, die Leute und die Gastronomie ! Am besten gleich mit der ganzen Familie, es ist für jedes Alter etwas dabei.

Wenn es Euch gefallen hat und wir Euch dazu inspirieren konnten, teilzunehmen, oder falls Ihr evtl. schon dort wart, dann schreibt uns doch einen Kommentar und teilt mit uns Eure Erfahrung.

Danke für Eure Zeit. Bis bald…

Unsere Tipps:

  • Wenn Ihr den Mut dazu habt und es Euch Spaß macht, könnt Ihr in ein historisches Kostüm schlüpfen. Im Dorf gibt es Geschäfte, wo man sie kaufen kann.
  • Auf den Wetterbericht achten. Die Tage können heiß sein, die Nächte kühlen aber drastisch ab.
  • Kopfbedeckung und Sonnencreme mitnehmen. Die Aufführungen und Theater spielen sich im Freien ab.
  • Für Leute mit sensiblen Ohren, Ohrstöpsel einpacken. Die Kanonen machen einen Höllenlärm.